»Hinter der Meinungsfreiheit verbirgt sich mitunter jede Form von Gemeinheit,
wie sich gerade in unserer Zeit drastisch zeigt« sagt der Lyriker Durs Grünbein.
Vergangene Woche diskutierten der gebürtige Dresdener Grünbein mit dem ebenfalls aus Dresden stammenden Schriftsteller Uwe Tellkamp über die Meinungsfreiheit in der Demokratie. Tellkamp bediente sich – wie nicht anders zu erwarten – großzügig der Thesen der rassistischen und in weiten Teilen extrem rechten Pegida und behauptet u. a., dass 95 Prozent der Geflüchteten nur wegen unseres Sozialsystems nach Deutschland kämen. Der Georg-Büchner-Preisträger Durs Grünbein begegnete diesen Äußerungen auf seine Art:
»Dieselben Leute, die in die Sozialsysteme des Westens eingewandert sind, beklagen sich heute über den Zuzug aus anderen Erdteilen. Dabei müssten sie den Drang, die eigenen Lebenschancen zu verbessern, doch aus eigener Erfahrung kennen. […] Und was heißt überhaupt „unser System“, wenn das System doch als solches mittlerweile rundum abgelehnt wird? Paradoxien, wohin man sieht. Den schwersten Stand hat das dialektische Denken – vom Humor ganz zu schweigen.«
Niedergeschrieben hat Grünbein dies in einem Gastbeitrag für das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung und kann hier www.sueddeutsche.de nachgelesen werden.
Das Bild dazu stammt von Roland, der sich zusammen mit Grünbein 2015 einen Pegida-Aufmarsch in Dresden angeschaut hat.